Um 9.27 Uhr fährt unser Zug vom Bahnhof Ella los. Es soll eine dreistündige Fahrt werden, die zu den schönsten auf dieser Erde zählen soll und sie ist es wohl auch. Es geht von rund 1.000 Metern auf rund 1.800 Metern zumeist über ein Hochplateau was an einer Mischung aus Dschungel und der Schweiz erinnert.
Die Vielfältigkeit der Eindrücken lässt sich kaum beschreiben, so etwas muss man wohl einmal im Leben selbst erleben. Die Zugstrecke folgt einer langen Zeit einem Fluß, der sich zwischen den Bergen entlang schlängelt und zahlreich Wasserfälle zum reis angebaut wird oder die zahlreichen Obst und Gemüsesorten, die in ihrer bunten Vielfalt an den Strassenrändern und den kleinen Märkten von zumeist alten Frauen angeboten werden. Nach knapp einer Stunde fahrt ändert sich dieses Bild. Wir durchqueren eine Landschaft, die vom Teeanbau dominiert wird. Wohin das Auge schaut überall Teepflanzen oder eigentlich Teebäume, denn würden diese nicht immer zurückgestutzt auf eine Höhe von rund 1 Meter, so würden diese Pflanzen zu über 10 Meter hohen Bäumen. Der Tee wächst teilweise bis an die Bahnschienen heran. Aber auch die Menschen die entlang der Bahnstrecke leben und arbeiten, wären 20 Geschichten wert. Man sieht Schrankenwärter, die in kleinen Hütten auf ihren Einsatz warten. Ihre Trillerpfeife im Mund, manche mit einer offiziellen Kappe bekleidet, manche sogar in mehr oder weniger kompletter Uniform, alle jedoch barfuss. Je weiter man sich von der Küste entfernt, um so urtümlicher wird Sri Lanka, die Menschen auf eine freundliche Art neugierig und trotzdem in keiner Weise aufdringlich. Mein persönliches Highlight war eindeutig die Chance einmal in einen Zug in der offenen Tür zu stehen und den Fahrtwind genießen. Wenn man wollte hätte man Bananen auf der Wegstrecke pflücken können.
Raffi unser Fahrer wartete bereits am Bahnhof von Nuwara Eliya, lud uns in seinen Van und chauffierte uns in das Zentrum einer der alten Perlen aus der englischen Kolonialzeit. Die Unabhängigkeit, so erklärte mir Raffi erhielt Ceylon in 1948 und 1972 tratt Ceylon aus dem Empire aus. Heute leben nur noch wenige Engländer in dieser Stadt und doch erzählt die Architektur und die gesamte Stadtlandschaft eine andere Geschichte. So gibt es eine alte Pferderennbahn mit einem mindesten 2 wenn nicht gar 3 Meilen Rundkurs. Die Tribüne zeugt noch von der alten Pracht, man kann direkt spüren, wie die feinen Herren und die Ladys mit ihren prächtigen Kopfschmuck, hier Tee tranken und Gurkensandwichs verspeisten. Ab und an die Contenance verloren und das eine oder andere Ross zu Sieg oder Platz anfeuerten.
Das Grand Hotel am zentralen Park, der sich durch die gesamte
stadt zieht, erstrahlt im neuen Glanz und berichtet von alter Pracht. Der Park wird auch heute noch als 9 Loch Golfplatz genutzt. Sieht schon komisch aus, wenn Golfer ihren Abschlag üben und Horden von Singhalesen dazwischen spazieren gehen oder unter Bäumen Schatten suchen. Auch andere Gebäude sind liebevoll erhalten, doch keine 5 Meter entfernt tobt der singhalesische Wahnsinn. Zweispurige Strassen, natürlich für jede Richtung eine, werden zu achtspurigen Highways, wobei die jeweils mittlere gerne auch als Parkplatz benutzt wird. Bürgersteige werden von Straßenhändlern besetzt und Fußgänger in den normalen Verkehr gezwungen. Aber was ist schon normal.
Unser Lunch nehmen wir in einem der zahlreichen StraßenFütterAnstalten zu uns, wo ein Rotti rund 50 Cent kostet, zwei machen satt und bringen den Rachen auf Höchsttemperatur sowie den Stoffwechsel auf Hochtouren. Unser Hotel mit dem klangvollen Namen Hadden Hill entpuppt sich gelinde gesagt als weiß gestrichene Bruchbude erster Güte. Das Stammhotel von Nilantes war ausgebucht und dies unser Notquartier.
Auch lernt man hier im Inland wo bei weitem nicht soviel Touristen unterwegs sind sehr schnell, was asiatische Freundlichkeit bedeutet. Alle tun so als ob sie englisch verstehen, doch die meisten kommen über ein tank u nicht hinaus. So durften wir am Abend warmes Bier genießen und freuten uns wie Hulle, das wir nur eine Nacht hier verbringen mussten.
Auch erlebten wir hier unseren ersten Vormonsun. Mit einem Male öffnete sich de Himmel und rund eine Stunde schüttete es aus Kübeln. Trotz Schirme waren wir nass bis auf die Knochen und schliefen etwas frustriert in feuchten Betten ein.